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Ortsteil Neundorf

Neundorf ist mit seinen heute etwa 500 Einwohnern der südlichste der Pirnaer Ortsteile. In Neundorf sind 13 Gebäude in die Liste der Kulturdenkmale in Pirna aufgenommen worden und stehen damit unter Denkmalschutz. Dazu zählen beispielsweise das Gebäude der Grundschule, mehrere Wohnhäuser und ebenso alte Bauernhäuser im Fachwerkstil.
In Neundorf befinden sich neben dem zentral gelegenen Behindertenwohnheim der Lebenshilfe, das Floristikgeschäft „Blumenfreuden“, ein Autohaus sowie ein renomiertes Unternehmen der Chemie-Branche. Lebens- und liebenswert wird der kleine Ortsteil Neundorf jedoch vor allem durch die Grundschule mit Hort, die familiengeführte Feinbäckerei Engelhardt, den Reiterhof Grinsepony, die Freiwillige Feuerwehr und die spürbare Nähe zur Natur der Sächsischen Schweiz.

Ortsteil Neundorf im Portrait

Dort, wo der Krietzschwitzer Bach in die Gottleuba mündet, bot eine Talweitung vor über 600 Jahren Platz zur Anlage eines kleinen Waldhufendorfes. 1408 taucht es als „Nuendorffchin“ erstmals in alten Urkunden auf, die Namensform wandelte sich über „das newe dorffelein“ (1533) bis zum heute gebräuchlichen Namen.
Die Bewohner lebten ursprünglich von der Landwirtschaft auf der über 150 Hektar großen Dorfflur. Dabei unterstanden die Bauern der Lehnsherrschaft des benachbarten Rittergutes Rottwerndorf. Der Anbau konzentrierte sich nicht nur auf Getreidesorten, sondern auch auf Obstbäume und Weinreben. Bereits 1446 ist von einem „wyngarten zcum Nuwendorffchen“ die Rede.

Vermutlich reicht auch der Abbau des an den Talhängen der Gottleuba anstehenden Sandsteins zur Produktion von Mahl- und Mühlsteinen und als Baumaterial viele Jahrhunderte zurück. Einen ersten Aufschwung erlangte die Förderung im 18. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Bautätigkeit in der Residenzstadt Dresden unter Kurfürst August dem Starken und seinem Nachfolger Friedrich August II.
Die eigentliche Blütezeit des Sandsteinabbaus setzte jedoch in der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts und der dadurch gestiegenen Nachfrage von Sandstein als Bauware ein. 1874 waren in Neundorf 13 Sandsteinbrüche im Betrieb. Die Straße von Neundorf nach Pirna war damals – wegen der zahlreichen Steinfuhrwerke – eine der am stärksten befahrenen Straßen in ganz Sachsen. Allein im Jahr 1900 wurden zum Beispiel 50.000 Kubikmeter Neundorfer Sandstein für die Höherlegung der Elbtalbahn nach Dresden geliefert. Zum besseren Abtransport der Sandsteine diente die 1880 eröffnete Gottleubatalbahn, die Neundorf mit Pirna und mit Berggießhübel (ab 1905 Bad Gottleuba) verband.

Der wirtschaftliche Aufschwung veränderte Neundorf grundlegend. Die Einwohnerzahl verdreifachte sich in wenigen Jahrzehnten von 338 Einwohnern (1871) auf 1.133 Einwohner (1910). Neue Gründerzeithäuser entstanden und ergänzten das Bild der ursprünglich von Fachwerk geprägten Bauernhöfe. Zu den damals neu gebauten Gebäuden gehört auch die Schule von 1883, die noch heute als Grundschule genutzt wird.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam der Sandsteinabbau zum erliegen, die letzte Wandfällung in Neundorf erfolgte 1924. Einige der Steinsägen arbeiteten fortan als chemische Fabriken weiter. Der Straßenname „Haldenweg“ erinnert bis heute an den alten Sandsteinabbau.

Die dunkelste Stunde erlebte der Ortsteil beim Hochwasser 1927. Bereits 1897 hatte die Gottleuba Teile des Ortes überflutet, doch in der Nacht zum 9. Juli 1927 ergoss sich eine bis zu 3 Meter hohe Flutwelle über Neundorf, die 9 Menschen in den Tod riss. Auch 1957 und 1958 kam es zu Überschwemmungen, die letztlich zum Bau der Talsperre Gottleuba als Hochwasserschutz führten.