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Hochwasser im Gottleubatal – Die Stabbogenbrücke am Walkmühlenweg

Hochwasser im Gottleubatal

Die Gottleuba entspringt im Kammgebiet des böhmischen Osterzgebirges auf einer Höhe von ca. 719 Metern und mündet nach knapp 34 Kilometern auf einer Höhe von ca. 111 Metern in Pirna in die Elbe. Das Quellgebiet des Flusses zählt zu den klassischen Hochwasserentstehungsgebieten. Starkniederschläge und Schneeschmelze können hier in kürzester Zeit hohe oberirdische Abflüsse erzeugen. Historische Hochwasser lassen sich für das Flussgebiet der Gottleuba bis zurück ins Jahr 1480 nachweisen. Besonders schwere Fluten und Zerstörungen ereigneten sich nach sommerlichen und niederschlagsreichen Vb-Wetterlagen u. a. in den Jahren 1897, 1927, 1957, 1958 und 2002.

Dabei ereignete sich v. a. 1927 ein katastrophales Geschehen. Nach mehrtägigen Regenfällen zog in der Nacht vom 8. zum 9. Juli 1927 eine Gewitterfront über das Quellgebiet der Gottleuba, aus der sich innerhalb von 25 Minuten ein Niederschlag ergoss, der sonst in etwa zwei Monaten fiel. In der Gottleuba floss mehr Wasser zu Tal, als im Normalfall die Elbe Wasser führt. Oberhalb von Berggießhübel stauten sich die Fluten an einer Brücke der Gottleubatalbahn. Als diese Verklausung brach, ergossen sich die Wassermassen als mehrere Meter hohe Flutwelle zu Tal. Dabei wurden zahlreiche Gebäude, Brücken und Abschnitte der Talstraße sowie der Bahnlinie zerstört. In dieser Nacht starben im Gottleubatal etwa 160 Menschen im Hochwasser, darunter allein 88 in Berggießhübel und 13 im heutigen Pirnaer Stadtgebiet. Die entstandenen Schäden beliefen sich auf über 100 Millionen Reichsmark.

Die Stabbogenbrücke am Walkmühlenweg

30 Jahre nach dem verheerenden Hochwasser im Jahr 1927 wiederholte sich die Situation im Gottleubatal. Nach intensiven Starkniederschlägen gab es in der Innenstadt von Pirna am 22./23. Juli 1957 großflächige Überschwemmungen, da sich die Hochwasserwellen der Gottleuba und der beiden Nebenflüsse Bahra und Seidewitz überlagerten. Im Gottleubatal wurden v. a. in den südlichen Pirnaer Ortsteilen Rottwerndorf und Neundorf mehrere Gebäude zerstört und beschädigt. Die Trasse der Gottleubatalbahn war an zahlreichen Abschnitten unterspült oder durch Erdrutsche verschüttet, zwei Brücken wurden zerstört, darunter die hier am Informationspunkt befindliche Brücke. Erst Ende August konnte der Bahnbetrieb nach der Installation von zwei Behelfsbrücken wieder aufgenommen werden. Als Ersatz für die zerstörte Brücke wurde zwischen März 1960 und November 1961 ein Neubau errichtet. Konstruktiv entschied man sich für den Bau einer 70 Meter weit gespannten und versteiften Stabbogenbrücke. Mit dem Bau war der VEB Sächsischer Brücken- und Stahlhochbau Dresden (SBS) beauftragt. Nachdem im Sommer 1958 erneut ein schweres Hochwasser im Flussgebiet der Gottleuba auftrat, wurden die schon seit Ende des 19. Jahrhunderts begonnen Planungen zum Hochwasserschutz umgesetzt. Zwischen 1964 und 1974 entstand ein System von Hochwasserschutzanlagen mit mehreren Rückhaltebecken und der Talsperre Gottleuba (Stauraum ca. 14 Millionen m³) als zentrales Element.