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Das Strömungsmaschinenwerk Pirna

Als Produktionsstandort für Flugzeugtriebwerke in der DDR wurde Pirna ausgewählt. Dafür entstand ab Herbst 1954 in Pirna-Sonnenstein das Werk 802 (VEB Entwicklungsbau Pirna). Die Verwaltungs- und Fertigungsanlagen nutzten teilweise die Bauten der alten Heil- und Pflegeanstalt Sonnenstein, weite Teile wurden jedoch östlich des Schlossparks entlang der Struppener Straße neu errichtet. Markant waren v. a. die gewaltigen Motorenprüfstände (nicht erhalten), das Konstruktionsgebäude (erhalten, Schlosspark 15 a – 15 c) und das Speisehaus (erhalten, Dr.-Benno-Scholze-Straße 18).

Parallel wuchs südlich der Struppener Straße der Stadtteil mit Wohnungen für die Werksangehörigen. Bereits im Herbst 1956 lief hier das erste neue Strahltriebwerk, bezeichnet als „Pirna 014“, auf dem Prüfstand. Nachdem die DDR-Führung 1961 die Auflösung der Luftfahrtindustrie beschloss, wurden die vorhandenen Produktionsanlagen in den folgenden Jahrzehnten v. a. zur Herstellung von Gasturbinen, Kraftüberträgern für Lokomotiven und Strömungskupplungen genutzt. Das Werk, welches zunächst als VEB Gasturbinenbau und Energiemaschinenentwicklung Pirna und ab 1970 als VEB Strömungsmaschinen Pirna firmierte, war bis 1990 mit etwa 2.000 Beschäftigten der zweitgrößte Industriebetrieb in Pirna. Im Zuge der politischen Wende erfolgte die Umwandlung zur Strömungsmaschinen Pirna GmbH, die allerdings 1995 infolge des wirtschaftlichen Umbruchs nach der Deutschen Einheit in Insolvenz ging. Danach wurden weite Teile des leerstehenden Gebäudebestandes abgebrochen. Sie machten Platz für den 2007 eröffneten Neubau des Klinikums Pirna.

Die Luftfahrtindustrie in der DDR

Während des Zweiten Weltkrieges gab es einen regelrechten Technologieschub in der Luftfahrtindustrie. An der Entwicklung moderner Konstruktionsverfahren und Einführung erster einsatzfähiger Düsenflugzeuge war die ostdeutsche Luftfahrtindustrie maßgeblich beteiligt. Als Teil der Reparationsleistung wurden nach Kriegsende 1946 Fachkräfte aus dem Flugzeugbau samt Familien in die Sowjetunion verbracht. Sie entwickelten Flugzeugtypen vornehmlich für militärische Zwecke und gaben ihr Wissen vor Ort weiter. Ab 1951 erfolgte die Rückkehr der Flugzeugbauer nach Deutschland. 1952 beschloss die DDR den Aufbau einer Flugzeugfertigung im Raum Dresden. Das kostenintensive Prestigevorhaben sollte einerseits die Überlegenheit der sozialistischen Wirtschaftsidee demonstrieren und andererseits hochqualifizierten Flugzeugbauern eine Bleibeperspektive in der DDR ermöglichen. Ziel war u. a. der Bau des ersten deutschen Passagierstrahlflugzeugs. Der erste von mehreren Prototypen der „152“ absolvierte Ende 1958 in Dresden seinen Erstflug. Technische und organisatorische Schwierigkeiten, fehlende Rentabilität, der wachsende technologische Abstand zur Flugzeugfertigung in den westlichen Ländern und der Absturz eines Prototypen (1959) führten 1961 zur Auflösung der Luftfahrtindustrie.